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DAS ASPERGER-SYNDROM

aktualisiert: 30.11.2019

Reperatur-Kästchen ASPERG FÜR PNEUMATICS

Einen Asperger kann man nicht reparieren

Wenn in diesem Text von Autismus oder Autisten die Rede ist, so beziehen sich die Ausdrücke in der Regel auf das Asperger-Syndrom, der unauffälligeren Variante des Autismus. Eine neuere Bezeichnung dafür ist Autismus-Spektrum-Störung. Groß- und Kleinschreibung wird in diesem Artikel sukzessive hinzugefügt, ebenso gendergerechte Schreibweise.

 

INHALT

  1. Einleitung
  2. Das autistische Spektrum
  3. Einerseits – Andererseits
  4. Sind nicht alle ein bisschen autistisch?
  5. Krank oder nicht krank?
  6. Besondere Kennzeichen
  7. Tony Attwood über Asperger
  8. Nachteilsausgleich
  9. Häufigkeit in der Bevölkerung
  10. Ursachenforschung
  11. Gibt es Heilung?
  12. Low Functioning/High Functioning?
  13. Exkurs: IQ
  14. Wenn der unerledigt-Stapel immer höher wird
  15. Die Diagnose und ihre Tücken
  16. Webseiten

# EINLEITUNG

Hans Asperger, ein Wiener Kinderarzt, erkannte als einer der ersten ein bestimmtes Muster besonderen Verhaltens bei einigen Kindern, die zu ihm in die Klinik geschickt wurden, welches er unter dem Begriff Autismus zusammenfasste. 1943 verfasste er eine wissenschaftliche Arbeit über seine Entdeckung (→ „Die autistischen Psychopathen im Kindesalter“ ‖ pdf ‖ 64S. ‖ 200kB). Der Begriff autistisch ist abgeleitet von altgriech. autos=selbst. Seine wichtige Entdeckung blieb aber in Fachkreisen für Jahrzehnte weitgehend unbeachtet. Dies änderte sich erst nach seinem Tode mit der Übersetzung ins Englische Anfang der 1980er und der Veröffentlichung in Fachzeitschriften. Seitdem wächst das Interesse an dem jetzt nach seinem Entdecker benannten Syndrom. Mit den neuesten Diagnosekriterien wird der Name Asperger auch schon wieder aus den Fachbüchern verschwinden und durch „Autismus-Spektrum-Störung“ ersetzt. Darüber sind manche traurig, da ihnen ein Stück Identität verloren zu gehen scheint. Andere finden es gerade richtig, da Hans Asperger als Leiter einer psychiatrischen Klinik im Nationalsozialismus leider auch viele geistig behinderte Kinder, die seine Patient*innen waren, in den Tod schickte oder zumindest deren Ermordung durch Faschisten nicht verhinderte.

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# DAS AUTISTISCHE SPEKTRUM

das asperger-syndrom wird heute zum autistischen spektrum (gerne auch autistischer regenbogen genannt) gezählt: früher dachte man, es gäbe klar voneinander abgrenzbare formen des autismus, die unter „tiefgreifende entwicklungsstörungen“ zusammengefasst sind. heute weiß man, dass eine einteilung willkürlich ist und die übergänge fließend sind. am linken ende der skala haben wir den frühkindlichen autismus [kanner-syndrom], der definiert ist durch eine sprachentwicklungsverzögerung im kleinkindalter – intelligenz von normal bis geistig behindert (häufig). es folgt dann das asperger-syndrom. nach definition ist der hauptunterschied die nicht verzögerte sprachentwicklung. intelligenz normal bis hochbegabt (häufig). wird oft als milder autismus bezeichnet, was nicht ganz zutreffend ist, da die probleme, die durch diese psychologisch-neurologische vorbedingung auftreten können als alles andere als mild empfunden werden… weiter rechts folgt der als atypischer autismus bzw. „tiefgreifende entwicklungsstörung – nicht näher bezeichnet“ bezeichnete autismus, welcher im übergang zum neurologisch typischen liegt…

„Wer diesen Menschenschlag einmal erkannt hat, dem offenbaren sich solche Kinder sehr rasch, aus kleinen Einzelheiten, etwa aus der Art, wie sie bei der ersten Vorstellung bei uns den Ambulanzraum betreten und sich hier in den ersten Augenblicken benehmen, aus dem ersten Wort, das sie sagen.“ (H. Asperger, 1943)

exkurs: der begriff tiefgreifende entwicklungsstörung klingt zunächst sehr bedrohlich, bei genauerem hinsehen ist er aber gar nicht so falsch: mit entwicklung ist diejenige des gehirns gemeint, mit störung, dass die entwicklung des gehirns schon im mutterleib anders verläuft als in den meisten fällen: bestimmte bereiche wachsen sehr schnell (z.b. die für logisches denken), was auf kosten von anderen bereichen geht (z.b. der amygdala – zuständig u.a. für die steuerung von emotionen wie wut und trauer). außerdem ist die verkabelung anders: manche schaltstellen sind dünner, andere dicker. die einzelnen bereiche des gehirns sind anders vernetzt – was in einer von „normal-vernetzten“ gehirnen dominierten welt zu inkompatibilitäten führt. in der modernen klinischen psychologie werden alle abweichenden auffälligkeiten als störung bezeichnet, vielleicht bürgert sich hier auch noch ein neutralerer begriff ein (früher sprach man statt von störungen von neurosen oder psychosen – krankheiten der nerven oder des geistes… störung ist da schon etwas neutraler, klingt aber immer noch sehr unwillkommen, selten möchte man gestört werden, von jemandem, der gestört ist…). der begriff tiefgreifend soll verdeutlichen, dass der umfang und die auswirkungen der entwicklungsabweichung einen fundamentalen einfluss auf die struktur des gehirns und das leben des menschen und dessen umgebung hat (in abgrenzung zu anderen, „leichteren“ als entwicklungsstörung definierten störungen wie z.b. nonverbale lernstörung, legasthenie oder adhs.)

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Nazcar Line – Road named "Another"

I’ll take another road

 

# EINERSEITS ANDERERSEITS

mit der hypothese von der unterschiedlich schnellen entwicklung einzelner bereiche des gehirns kann gut erklärt werden, warum autisten einerseits defizite aufweisen, aber andererseits auch über hervorragende talente verfügen können. leider wird asperger immer noch vor allem durch defizite definiert, obwohl manche eigenschaften durchaus von vorteil sein können: das tiefe, detailverliebte, perfektionistische und ausdauernde versinken in eine tätigkeit ist eine nützliche eigenschaft, wenn man auf einem spezialgebiet in der weltliga mitspielen will – von nachteil ist es, wenn auch der abwasch so gehandhabt wird (gehandhabt werden muss!). stichwort: „aus allem eine wissenschaft machen.“

„Während das ’normale‘ Kind dahinlebt, seiner selbst kaum bewußt, dabei aber ein richtig reagierender Teil der Welt, denken diese Kinder über sich nach, stehen sich selber beobachtend gegenüber, sind sich selbst zum Problem, richten ihre Aufmerksamkeit auf die Funktionen ihres Körpers.“ (H. Asperger, 1943)

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# SIND NICHT ALLE EIN BISSCHEN AUTISTISCH?

wenn man beachtet, dass man dann von autismus spricht, wenn die anzahl der dafür definierten symptome einen bestimmten schwellenwert überschreitet, so lässt sich gut vorstellen, dass wohl ein jeder zumindest ein oder zwei oder mehr dieser symptome, vielleicht auch nur abgeschwächt, in sich trägt. diejenigen menschen, welche den schwellenwert nicht überschreiten, werden von autisten als „neurologisch typisch“ bezeichnet. oft fragen mich menschen, was genau ist denn nun anders? und ich sage dieses und jenes, dann sagen sie – das ist doch normal. ich aber sage: anders ist das ausmaß: statt keine lust – völlige lähmung, statt ein bisschen angst – totale panik, statt liebhaberei – völliger fanatismus, statt leichter freude – totale euphorie, statt leichtem unbehagen – kaum auszuhaltener ekel, statt ein bisschen abwaschen – die küche klinisch keimfrei reinigen, statt eine folge einer serie zu gucken – die ganze staffel auf einmal, … oder im übertragenen sinne: statt erkältung eine lungenentzündung. wir finden also „normale“ menschliche verhaltensweisen in einem absurden ausmaß vor. die prioritäten, die ein autist sich setzt, wirken auf andere manchmal sehr befremdlich.

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# KRANK ODER NICHT KRANK?

asperger ist zwar im medizinischen sinne als krankheit definiert, die meisten asperger-autisten fühlen sich aber per se nicht krank. sie sind wie sie sind und merken, dass etwas bei ihnen anders ist manchmal nur, weil andere sie darauf ansprechen. sie sind ja schon immer so – für sie selbst fühlt sich alles ganz normal an – nur im vergleich mit anderen fallen plötzlich unterschiede auf. autismus ist eine besondere art zu denken, zu fühlen und wahrzunehmen, nicht mehr und nicht weniger. immer wieder ist zu lesen „XY leidet am asperger-syndrom“, doch das kann so pauschal nicht stimmen. autisten leiden hauptsächlich wegen der anderen menschen, mit denen sie klar kommen müssen (oder wollen). was z.b. die meisten menschen als angenehm und erstrebenswert finden – die geselligkeit – ist für autisten stress. auf grund mangelnden verständnisses der umwelt oder aber wiederholt gescheiterten versuchen, „normal“ zu sein kann es zu ausgeprägten angststörungen kommen, auch depressionen sind häufig und oft der erste grund, warum menschen mit asperger sich auch selbst psychisch krank fühlen und einen psychiater aufsuchen. neben solchen erworbenen affektiven störungen können auch noch weitere angeborene hinzukommen, die eine weitere herausforderung darstellen: es ist ein gehäuftes gemeinsames auftreten von → ads ‖ adhs (aufmerksamkeits-defizit-[hyperaktivitäts-]syndrom) und asperger zu beobachten. einige schätzungen hierzu besagen, dass etwa 5 bis 10 prozent aller menschen mit adhs autistische symptome zeigen und umgekehrt zwischen 40 und 70 prozent der asperger adhs-symptome.

exkurs: ein symptom ist ein krankheitszeichen im medizinischen sinne, also nasenbluten, kopfschmerzen oder blasse gesichtsfarbe. verschiedene symptome werden zu einem syndrom zusammengefasst oder besser: ein syndrom zergliedert sich in verschiedene symptome, denn sicher wurde das syndrom zuerst unscharf wahrgenommen und dann mithilfe von symptomen genauer umrissen und abgegrenzt. auch heute noch ist der genaue umfang der symptome, welche zur asperger-beschreibung und diagnose herangezogen werden sollten gegenstand der forschung und nicht zu ende diskutiert. ob ein syndrom krankheitswert besitzt oder nicht, entscheidet letztlich die gesellschaftliche normierung (und nicht unbedingt der innere leidensdruck): krank ist, was wir für krank halten.

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# BESONDERE KENNZEICHEN

„Kaum je haftet der Blick wach auf einem bestimmten Ding, auf einem bestimmten Menschen und zeigt so die Wachheit der Aufmerksamkeit, den lebendigen Kontakt an. Man kann nie recht sagen, geht der Blick in eine weite Ferne oder nach innen, so wie man nie recht weiß, womit sich die Kinder gerade beschäftigen, was eigentlich in ihnen vorgeht.“ (H. Asperger, 1943)

aspies, wie sich manche menschen mit dem asperger-syndrom selbst nennen, fehlt weitestgehend die fähigkeit, intuitiv und unbewusst zu erkennen, was ihr gegenüber denkt und fühlt. sie müssen es sozusagen bewusst errechnen. das macht das soziale leben für sie extrem anstrengend. neuerdings wird zwischen kognitiver empathie (erkennen von anderen seelenzuständen) und affektiver empathie (die fähigkeit mitzufühlen) unterschieden. es wird untersucht, ob bei autisten nur die kognitive, nicht aber die affektive empathie eingeschränkt ist. auch das ausdrücken eigener gefühle kann schwer fallen. daher wirken autisten manchmal emotionslos oder unbeteiligt. autisten haben aber nicht keine gefühle, sie haben zu viele auf einmal davon. ein einziges gefühlswirrwarr. schon der versuch, die eigenen gefühle zu erkennen und zu benennen kann anstrengend sein.

weitere merkmale bzw. eigenschaften, die vorkommen KÖNNEN (manche häufiger, manche nicht so häufig):

schwierigkeiten, gesichter wieder zu erkennen; dinge wörtlich nehmen ‖ nicht zwischen den zeilen lesen können; bei belastung zum sozialen rückzug neigen; häufige missverständnisse; ungewöhnliche aspekte der sprache: lautstärke, betonung, hervorgestochene grammatik usw.; verwenden sprache zum austausch von information und nicht um des sprechens willen; umfangreiches spezialwissen; enzyklopädisches wissen; schwierigkeiten beim wechsel von einer tätigkeit zur anderen; auffallende ungeschicklichkeit; unsportlich; ausgeprägte spezialinteressen, denen exzessiv nachgegangen wird; obskure hobbys; musikalische begabung; absolutes gehör; aufmerksamkeitsphänome wie hyperfokussierung, tagträumen, konzentrationsstörungen; initiierungsschwäche; schwierigkeiten bei zeiteinteilung; stereotype verhaltensweisen; dinge immer wieder auf genau die gleiche art tun, obwohl ein anderer weg einfacher und bequemer wäre; schwierigkeiten zu telefonieren; starker gerechtigkeitssinn; gut im logischen denken; sehr spezieller humor; abweichende wahrnehmung: sensorische hypersensiblität – sinneseindrücke werden nicht gefiltert (z.b. stimme des gesprächspartners geht im stimmenwirrwarr unter) oder haben ein sehr hohes level: lautstärke, helligkeit, gerüche, berührungsempfindlichkeit usw.; spezielle töne, farben, gerüche, geschmäcker usw. werden als unerträglich empfunden (z.b. kindergeschrei, knistern mit tüten, neonlicht, kratzende pullover) und können den armen autisten völlig handlungsunfähig machen – oder das gegenteil: manche geräusche oder berührungen usw. können faszinieren: der klang eines löffels, der auf einen teller schlägt oder die glatte oberfläche von teflon;

probleme im umgang mit stress; einzigartige lösungen finden; große schwierigkeiten, vorauszuplanen; unempfindlichkeit gegenüber gruppendynamik; wenig spontan; sehr gut im sich-sorgen-machen; schwierigkeiten im freundschaften knüpfen; können lange zeit alleine sein ohne sich einsam zu fühlen; hervorragendes detailgedächtnis; schwierigkeiten, sich „zu verkaufen“; mit direktem lob oder mit tadel umgehen fällt schwer; interesse für listen, pläne und kataloge; treten gerne in jedes aufgestellte fettnäpfchen; erfassen stimmungen in gruppen besser als neurologisch typische; neigen zur objektivität aber auch zur objektivierung; stärkere sehschärfe („adleraugen“); schwierigkeiten im erkennen subtiler nonverbaler kommunikation (körpersprache); auffälig wenig oder zu viel blickkontakt; unflexibel im denken (vs. beharrlichkeit bei der verfolgung bestimmter ziele); liebe zur natur (die will wenigstens nicht reden) und zu tieren (hunde und katzen haben auch asperger); oft opfer von mobbing oder ausgrenzung wg. andersseins; gutmütig und vertrauensseelig; schwierigkeiten einem gespräch mit mehreren personen zu folgen; schleifenlassen von sozialkontakten; häufig unbeeinflusst von konventionen aber auch sehr moralisch; schwierigkeiten bei der selbsteinschätzung eigener fähigkeiten (oft untertreibung, aber auch selbstüberschätzung); starke ich-bezogenheit z.b. in gesprächen;

einzigartige denkweisen; wortneuschöpfungen; unkonventionelle zeitpläne; spezieller kleidungsstil; vernachlässigung von körperhygiene; extremer ordnungssinn (auch unordentlich wirkende wohnungen haben ein ganz eigenes ordnungssystem) + nicht ertragen können, wenn andere die ordnung durcheinander bringen; vertrauen sehr auf zuverlässigkeit anderer, aber selbst manchmal unzuverlässig; schwierigkeiten im erkennen eigener bedürfnisse und noch mehr diese auch zu formulieren und geltend zu machen; leicht ablenkbar aber auch alles andere um sich herum vergessen; kompromisslos; wirken wie von einem anderen planeten hereingeschneit; große schwierigkeiten im smalltalk; hohe ansprüche an sich selbst; gelten manchmal als schrullig, sonderbar oder unnahbar; niedrige stresstoleranz; kaum fähig, notlügen zu erfinden, ebenso wie diese zu erkennen; sagen die wahrheit und sagen genau das, was sie denken (dadurch häufig ungewollte verletzung der gefühle anderer); manchmal gutes schauspielerisches talent und daher unauffällig; erkennen schnell, wenn menschen sich verstellen; wissensdurst; brauchen extreme überwindungskraft um als unangenehm oder anstrengend empfundene dinge zu tun; tendenz, immer das gleiche zu essen; uneinsichtigkeit; sammelleidenschaft;

suche nach wahrheit; mit etwas nicht aufhören können – so wie ich gerade im erstellen dieser liste, aber ich hör jetzt auf, sonst sitz ich übermorgen noch hier und die liste wird so lang, dass sie niemand mehr liest und das soll ja nicht sein. ach, da fällt mir noch was wichtiges ein: schwierigkeiten, gespräche in gang zu bringen und aufrecht zu erhalten (wenn es nicht gerade um das eigene spezialinteresse geht); schwierigkeiten bei der jobsuche; schlechtes vertragen von veränderung (wohnungswechsel, partner macht schluss, chef im job wechselt, supermarkt räumt regale um, witterungsumschwünge, unplanmäßiger besuch, lieblingsschokolade ausverkauft, politische umbrüche, fahrplanwechsel, …); hervorragende intelligenz aber schwierigkeiten beim lernen von dingen, die nicht interessieren; schlechtes namensgedächtnis; → aufschieben ‖ → prokrastination; werden manchmal als faul, frech oder unwillig wahrgenommen, was aber nicht stimmt – denn das verhalten von autisten ist manchmal nicht vom eigenen → freien willen gesteuert, sondern wird bestimmt durch innere gleise, die nicht ohne weiteres verlassen werden können, weil die weiche fehlt ‖ oder nicht sichtbar ist – wohingegen nicht-autisten, die problemlos überall ganz viele weichen finden, welche sie mit ihrem freien willen steuern können, das träge verbleiben in zuständen von autisten ganz und gar nicht nachvollziehen können und dazu neigen, solches verhalten als desinteresse zu fehlinterpretieren und zu sanktionieren, was die sache aber nur schlimmer macht. sehr gut finde ich die umschreibung mit → physikalischer trägheit: eben genau wie ein zug, der auch nicht sofort zum stehen kommt und auch bei hohem energieaufwand lange braucht, um seine maximalgeschwindigkeit zu erreichen. und wenn er dauernd anhalten muss, ist es ein bummelzug. und er kann auch nicht einfach umkehren oder spontan das ziel wechseln, statt nach hamburg nach münchen fahren: die passagiere würden ausflippen und der fahrplan im chaos zusammenbrechen. mir wurde einmal unterstellt, mir mangele es an willen – ich müsse jedoch wollen, um die stelle zu behalten – woraufhin ich erfolgreich meine sichtweise darstellen konnte (mir ist der kragen geplatzt): „es mangelt mir nicht am willen, der ist da, wenn der nicht da wäre, wäre ich gar nicht hier – allein es mangelt mir an der fähigkeit mithilfe des willens auch genau das zu tun, was ich will. das geht manchmal einfach nicht – ich kann es nicht erklären, ich wünschte mir manchmal es wäre anders um besser zu funktionieren.“ der neurologe spricht hier von einer abnormen → exekutiven funktion – also das was-mach-ich-wann-wie-und-warum – welches einer der kernsymptome bei autismus ist. aber genau die auswirkungen o.g. zug-metapher führen auch dazu, das manche asperger-autisten sich so intensiv und ausschließlich mit einem einzigen thema beschäftigen, bis sie schließlich zu den geachtetsten und respektiertesten spezialisten der welt zählen; schweifen ab; trend zum monologisieren; selektiver mutismus; starren gerne aus dem fenster ‖ in den himmel; wirken manchmal geistig abwesend; grüßen selten; schwierigkeiten bei visuell-räumlicher orientierung (z.b. verlaufen in städten oder gebäuden);

fühlen sich oft wie auf dem falschen planeten gelandet; undiplomatisch; freundlich; egoistisch; werden überdurchschnittlich oft als gut aussehend wahrgenommen; wenig kontakte zu gleichaltrigen (besonders bei kindern); unklare sexuelle identität; antworten auf rhetorische fragen; es fällt schwer unklare oder ungenaue anweisungen zu befolgen; besonders gut im erkennen von strukturen, mustern und systemen; blick eher fürs detail als fürs große ganze; neigen dazu, andere zu berichtigen (weil sie einen fehler korrigieren wollen [müssen!] und nicht um die andere person zu demütigen); nutzen pausen lieber um für sich zu sein als sie mit anderen zu verbringen; hilflos gegenüber ränkespielen und intrigen; fragmentierte wahrnehmung der umwelt; sachbücher statt romane; revolutionär im denken ‖ konservativ im handeln; synästhetiker (farben riechen, zahlen bunt sehen); kompliziertes fällt leicht, alltägliches fällt schwer; spontane kontaktaufnahme zu fremden kann eine große hürde sein; manchmal wortkarg, manchmal redselig; schwierigkeit, sich abzugrenzen; loyal; auffällige grobmotorik; unleserliche schrift; mag wortspiele; blättert telefonbücher oder kataloge nur zum spaß durch; pedantisch; sozial naiv; schwacher muskeltonus; trend zur zwanghaftigkeit; lieber alleine arbeiten als im team; dinge auf ganz eigene art tun; lieber treffen zu zweit als in der gruppe; denken in bildern statt in worten; schwierigkeiten einen partner zu finden; kaum multitasking-fähig; schnell überfordert sein ‖ die übersicht verlieren (kann auch für das ganze leben gelten); wirken oft unbeholfen (und rufen bei manchen mütterliche instinkte hervor); ständig am denken; schlecht einschlafen können; morgens schwer in die gänge kommen; späße von anderen können verwirrung stiften; „little-professor-syndrom“; unfähigkeit entscheidungen zu treffen; zwanghaft ehrlich; durchsetzungsvermögen; struktur tut gut und gibt halt; routinen & rituale (auch ohne tatsächlche bedeutung); ohne äußere impulse eher passiv/reaktiv als aktiv; emotional empfindsam; pedantische sprechweise (altklug wirkend); manchmal schwierigkeit mit intimen körperkontakt; probleme mit unerwarteten dingen ‖ planänderungen – aber auch: völlige ruhe und einen klaren kopf bewahren, wenn andere in panik verfallen; versteht unausgesprochene signale nicht; drang nach vorhersehbarkeit; bevorzugung ruhiger umgebungen; leidenschaftliches ordnen und sortieren; davon ausgehen, dass andere einem die bedürfnisse an den augen ablesen können; philosophische begabung; gute autodidakten; zwangshandlungen; fortgeschrittener gebrauch bildhafter vergleiche; schöpferisches verhältnis zur sprache; gutes abstraktionsvermögen; eigene wege gehen, aber auch mit der gefahr sich dinge immer wieder selbst schwer & kompliziert zu machen: „sich auf den eigenen wegen verirren“; …

die entdeckung von aspie

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# TONY ATTWOOD ÜBER ASPERGER

menschen mit asperger haben eine andere und nicht eine schadhafte art zu denken!

ein mensch mit asperger…

  • hat für gewöhnlich ein starken drang, sich wissen anzueignen, die wahrzeit zu suchen und nach perfektion zu streben. wie prioritäten gesetzt werden unterscheidet sich von den erwartungen anderer. situationen und sensorische empfindungen werden anders wahrgenommen. die alleroberste priorität ist möglicherweise eher ein problem zu lösen als die sozialen und emotionalen bedürfnisse von anderen zu befriedigen.

  • bewertet kreativität höher als kooperation

  • nimmt vielleicht fehler wahr, die andere nicht sehen und hat eher einen blick fürs detail als fürs große ganze.

  • ist gewöhnlicherweise bekannt für seine sehr direkte art; dafür genau das zu sagen, was er denkt; für seine ehrlichkeit und entschlossenheit und für seinen starken sozialen gerechtigkeitssinn.

  • kann aktiv nach einsamkeit suchen und diese genießen, ein loyaler freund sein und einen besonderen sinn für humor haben.

wie dem auch sei, die person mit asperger-syndrom kann schwierigkeiten mit der steuerung und dem ausdrücken von emotionen haben.

kinder und erwachsene mit asperger-syndrom können ein ausmaß von angst, traurigkeit oder wut entwickeln, welches die nebendiagnose einer affektiven störung anzeigt. es kann ebenfalls probleme geben, den grad der liebe und zuneigung so auszudrücken, wie es von anderen erwartet wird. zum glück gibt es heutigentags erfolgreiche psychologische programme, die helfen, emotionen zu regulieren und auszudrücken.

www.tonyattwood.com.au – what is aspergers?

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# NACHTEILSAUSGLEICH

das o.a. häufige nicht-tun-können-was-verlangt-wird (z.b. rechtzeitig rechnungen bezahlen) und die sozialen, sensorischen und psychischen abweichungen, welche z.t. massive probleme verursachen können, führen dazu, dass das asperger-syndrom als schwerbehinderung anerkannt ist (nicht als geistige behinderung – davon spricht man, wenn der iq unter 70 liegt – sondern als psychische, bzw. psychosoziale). ein grad der behinderung (gdb) zwischen 50 und 80 steht aspergern zu, kanner-autisten volle 100. je nach schwere der sozialen beeinträchtigungen kann ein grad der schädigung (entspricht dem grad der behinderung) von 10 bis 100 erteilt werden (gesetzesnovelle 2011). insbesondere der nicht-arbeitslose teil der autisten kann von einem schwerbehinderten-ausweis profitieren: verbesserter kündigungsschutz, mehr urlaub, steuervergünstigungen. auch bei der jobsuche muss der hinweis auf den anerkannten gdb kein nachteil sein, denn firmen ab 20 (?) mitarbeitern müssen eine bestimmte anzahl an schwerbehinderten menschen einstellen (und bekommen dafür noch geld vom staat) oder alternativ eine abgabe leisten. viele firmen entscheiden sich für variante eins. aufgrund des mangelnden sich verkaufen könnens und dem fast zwanghaften drang alles zu sagen, was man denkt [„ich finde, der anzug steht ihnen nicht…“, „ihre produkte sind viel zu teuer und von schlechter qualität, die würde ich selber nie kaufen!“] ist es sinnvoll, eine vertrauensperson mit zum bewerbungsgespräch zu nehmen, welche zur not helfend eingreifen kann.

da viele asperger sich sehr schwer mit dem begriff behinderung tun, schlage ich vor, den schwerbehinderten-ausweis als nachteilsausgleichs-ausweis zu bezeichnen. er soll dazu dienen, die nachteile, die einem durch seine besondere neurologische ausstattung zu teil werden, zu einem gewissen grad zu entschädigen. ent-schädigen: den schaden aus einer sache nehmen. die große gruppe der langzeitarbeitslosen hat leider nur wenig vorteile von dem ausweis, außer: die bearbeitung des falls in den reha-abteilungen der arbeitsagenturen, die [mit etwas glück] auf die speziellen bedürfnisse von autisten eingehen können.

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# HÄUFIGKEIT IN DER BEVÖLKERUNG

noch vor 10-20 jahren glaubte man, autismus und insbesondere asperger sei extrem selten. bessere diagnostik, erweiterte diagnosekritieren und mediale präsenz, eine aufgeklärtere öffentlichkeit sowie informationen im internet, welches viele autisten sehr gern & viel benutzen führen zu einer immer größer werdenden anzahl an diagnostizierten und selbst-diagnostizierten aspergern. manche reden sogar von einer autismus-epedemie. man geht zur zeit davon aus, das einer von 250 menschen ein aspie ist: also 0,4 % der bevölkerung. in der brd wären das 330.000 menschen – das sind nicht wenige! – davon hat sicher nur ein bruchteil eine diagnose. bei jungs kommt asperger 2 bis 9 mal häufiger vor als bei mädchen (früher schätzte man eher 1:9, heute eher 1:2). in manchen quellen stehen angaben wie ein prozent anteil an der bevölkerung, damit gemeint ist aber das ganze autistische spektrum. in wiederum anderen quellen finden sich werte von weit unter 0,1%. dies sind obsolete ältere schätzungen.

nachtrag juli 2011: eine groß angelegte studie beziffert den anteil von autisten an der gesamtbevölkerung bei 2,6 % (0,9 % klassische bzw. frühkindliche autisten / kanner; 1,7 % asperger  & atypischer autismus)

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# URSACHENFORSCHUNG

die genauen ursachen sind nicht abschließend geklärt und gegenstand aktueller forschung, fast monatlich werden neue erkenntnisse gewonnen. ging man früher davon aus, dass erziehungsfehler bedeutsam sind („kühlschrankmutter“), wurde diese vermutung heute zum glück verworfen. jene theorie, welche durch den psychoanalytiker bruno bettelheim populär wurde, hat viel leid und ungerechtfertigte selbstvorwürfe in familien verursacht. dieser tage wird spekuliert über genetische ursachen (veränderung einer vielzahl verschiedener gene, deren fehlen oder doppelte kopien davon), virale ‖ bakterielle infektionen in der schwangerschaft oder in der frühen kindheit, chronische schwermetallvergiftungen [amalgam ‖ quecksilber], impfschäden, testosteron-überschuss im mutterleib oder stoffwechselstörungen (mangel an enzymen, die gluten und kasein zerlegen). am ehesten anzunehmen ist ein polykausaler zusammenhang mit besonderer gewichtung der genetischen komponente. festzustellen ist, dass häufig der vater, nicht ganz so häufig auch die mutter zumindest leichte autistische züge hat, welche nicht klinisch relevant sein müssen… manchmal führt erst die diagnose des kindes zur diagnose eines oder beider elternteile. nicht selten sind väter in autismus-typischen ingenieursberufen zu finden.

die theorie des testosteron-überschusses im mutterleib verfolgt intensiv der britsche autismus-forscher simon baron-cohen, der das autistische gehirn als extreme-male-brain bezeichnet, dass besonders gut im systematisieren ist, aber weniger gut in fragen des zwischenmenschlichen kontakts. grundlage für diese annahme ist die überzeugung, dass bestimmte eigenschaften wie systematisierungsfähigkeit ‖ logisches denken oder empathiefähigkeit ‖ gut mit anderen umgehen können bereits in der schwangerschaft geschlechterspezifisch festgelegt werden, wobei es fließende übergänge gibt.

was sehr schade ist, ist der umstand, dass in der regel menschen mit problemen zum arzt gehen und eine diagnose bekommen. derjenige teil der autisten, der kaum größere schwierigkeiten hat, ist nicht diagnostiziert (und würde wohl auch keine diagnose bekommen, denn schwierigkeiten im alltag sind ein notwendiges diagnosekriterium, was vor allem versicherungstechnische gründe hat, denke ich mir) und somit auch seltener gegenstand klinischer forschungen. die ergebnisse von vergleichender autismus-forschung wären aber sicher sehr hilfreich um herauszufinden, welche kriterien sich günstig und welche sich ungünstig auf die entwicklung eines menschen im autistischen spektrum auswirken.

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# GIBT ES HEILUNG?

da asperger per se ‖ pauschal ebensowenig wie die homosexualität als eine krankheit angesehen werden kann, sondern vielmehr als eine (neurologische) besonderheit, gibt es dementsprechend auch keine heilung im klassischen sinne. (dunkle hautfarbe oder rote haare sind ja schließlich auch nicht heilbar.)

es gibt sozialtraining für bessere kontaktfähigkeit; es gibt psychotherapien für bessere selbststrukturierung; es gibt medikamente, welche einzelne, als belastend empfundene symptome abmildern können; selbsthilfe-gruppen geben das gefühl, nicht allein zu sein; manche probieren es mit schwermetallausleitung oder diäten – aber es gibt keine heilung und keine pille gegen autismus.


selbst wenn wir das asperger-syndrom als krankheit betrachteten, von der geheilt zu werden es als erstrebenswert gälte – so wäre es dennoch nicht vorstellbar: das gehirn – also der sitz der persönlichkeit – ist beim autisten von grund auf anders entwickelt. es ist also nichts rückgängig zu machen oder ein ur-zustand wieder herzustellen. könnte man durch futuristische verfahren die gehirnstruktur an neurotypische verhältnisse anpassen – so würde durch die starken veränderungen des denkorgans ein mensch mit völlig neuer persönlichkeitstruktur geschaffen – also wäre der alte nur noch als hülle existent. ist das wirklich wünschenswert? wir wollen das weite feld der ethisch-moralischen und politisch-philosophischen diskussion aber an dieser stelle gar nicht erst betreten, um uns dort nicht zu verlaufen.

menschen mit asperger müssen lernen, ihre einschränkungen hinzunehmen und es sich selbst nicht immer wieder all zu schwer zu machen. eine unterstützende, fördernde, informierte und verständnisvolle umwelt kann autisten helfen, in der neurotypischen welt zurechtzukommen in dem sie ihnen entgegenkommt und die speziellen bedürfnisse von autisten beachtet. hier wären als beispiele zu nennen: spezielle formen der kommunikation wählen (z.b. ganz klar sagen, was man denkt oder was man vom anderen erwartet oder nicht erwartet), reizarme umgebungen schaffen, rückzugsmöglichkeiten anbieten, akzeptieren besonderer zeitpläne, prioritätenlisten oder herangehensweisen. und das wichtigste: schrulligkeiten mit humor nehmen. dann können menschen mit asperger-syndrom eine bereicherung für ihr umfeld sein und manchmal sogar leuchten wie ein weihnachtsbaum.

aspies.de – so kommunizieren sie effektiv mit autistischen menschen

im zusammenhang mit asperger werden immer wieder albert einstein und bill gates erwähnt, denen autistische züge nachgesagt werden. (sind nicht alle züge autistisch? egal, ob ICE oder regionalbahn: fahren immer stur geradeaus und lassen sich nicht von ihrem weg abbringen).

letsgetfreaky.de → mehr oder weniger bekannte menschen mit asperger

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# LOW FUNCTIONING ‖ HIGH FUNCTIONING?

generell haben autisten mit hohem iq bessere chancen, ein selbständiges und zufriedenes leben zu führen als solche mit niedrigem, da sie mit ihrer intelligenz (also schnellen, komplexen und lösungsorientierten denkvorgängen) vieles kompensieren können. kompensieren bedeutet das ausgleichen von neurologischen defiziten – also das, was die meisten intuitiv und völlig unbewusst tun, mit hilfe von denkvorgängen zu emulieren.

ein beispiel: jemand macht in einem gespräch einen kommentar, der eine redewendung zum inhalt hat. eine nicht allzu lange reaktionszeit ist erforderlich, um das gespräch in gang zu halten. so könnte der rechenprozess ablaufen:

  • sich das sprichwort bildlich vorstellen
  • verknüpfen mit erfahrungen und erinnerungen
  • erkennen, dass nicht die wörtliche bedeutung gemeint ist, sondern etwas anderes (hierbei scheitern die meisten autisten schon: sie schauen um 18.00 aus dem fenster, um zu beobachten, wie die bürgersteige hochgeklappt werden und wundern sich, warum nichts passiert)
  • blitzschnelles auflisten vieler verschiedener interpretationsmöglichkeiten des sprichworts
  • in den aktuellen raum-zeit-personen-ereignis-kontext setzen
  • selektieren der am wahrscheinlichsten gemeinten bedeutung
  • eine passende antwort geben mit folgenden eigenschaften ‣ humorvoll ‣ niemanden verletztend ‣ nicht zu banal (damit der andere etwas darauf erwidern kann)
  • bei aussprache achten auf ‣ angemessene modulation ‣ gestik ‣ mimik ‣ blickkontakt
  • die reaktion der anderen person(en) abwarten
  • genau beobachten
  • einschätzen
  • usw. usw.

wir sehen, dass kompensieren ein sehr komplizierter und anstrengender prozess ist und warum autisten manchmal eine längere reaktionszeit haben. ein vergleich mit dem simultan-übersetzen zwei verschiedener sprachen völlig verschiedener kulturkreise und epochen ist sicher sehr zutreffend (oder noch besser: das übersetzen von einer programmiersprache in eine andere – mit völlig anderer syntax und logik). das o.g. beispiel zeigt auch, warum autisten in zweiergesprächen durchaus smarte gesprächspartner sein können, in großen gruppen allerdings völlig versagen können – da kommt der prozessor einfach nicht mehr hinterher!

da das kompensieren auf dauer extrem anstrengend ist und die kognitiven energiereserven irgendwann verbraucht sind, führen manche situationen zu schneller erschöpfung (z.b. familienfeste). hat der autist den falschen beruf gewählt (z.b. bei einer telefon-beschwerde-hotline) so kommt es mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit nach relativ kurzer zeit zum burnout und dann geht nix mehr – im ungünstigsten fall bleibt dann nur noch die erwerbsminderungsrente. manche versuchen den stress in sozialen situationen auch mit selbstmedikation zu regulieren (z.b. mit alkohol zur entspannung, reduzierung von angst, anspannung und stress und zur stimmungsmodulation) und haben schon bald eine prächtige abhängigkeit im gepäck, die dann selber zum problem werden kann.

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# INTELLIGENZQUOTIENT

exkurs: iq. der → intelligenzqutotient ist ein nicht unumstrittener messwert der intelligenz (ein begriff, der auch für kontroversen sorgt..), der durch statistisch normierte intelligenztests, welche von speziell geschulten psychologen durchgeführt werden, ermittelt wird. er kann als versuch angesehen werden, etwas eher abstraktes bzw. subjektiv empfundenes (wie die intelligenz) mathematisch objektiv zu beschreiben und allgemeingültig zu messen. so wie die zeit zu stoppen beim 100m-lauf. so kann man sagen, er läuft 8,4 sek anstatt er läuft sehr schnell. es gibt verschiedene konzepte der intelligenz, einige durchaus brauchbar bzw. von praktischen nutzen, wenn man z.b. stärken oder schwächen intellektueller und kreativer fähigkeiten auf verschiedenen gebieten unter bestimmten bedingungen messen und vergleichen will. das hauptproblem liegt darin, dass die intelligenz wie eine statische, physikalische größe behandelt wird, was sie aber nicht ist.

der durchschhnitts-iq der normgruppe (also z.b. der deutschen bevölkerung im jahre 2002) ist festgelegt mit n=100. dieser wert ist der durchschnittswert aller ermittelten iqs der kontrollgruppe (statistische normierung!), an dem sich die iq-skala orientiert. dabei wird die → gaußsche normalverteilung angewendet. der übergroße teil der iq-werte tummelt sich in der mitte und zu den rändern werden es immer weniger. für die meisten tests in deutschland ist festgelegt: → standard-abweichnung vom mittelwert n = 15. unabhängig vom wert der standard-abweichnung sigma (σ) ist der prozentuale wert für σ immer gleich:

σ = 68,27%, 2σ = 95,45%, 3σ= 99,73% …

menschen, die einen iq von mehr als 2σ nach oben vom mittelwert erreichen (100 + 2n = 130) sind als hochbegabt definiert. bei mehr als 2 standardabweichnungen nach unten (100 – 2n = 70) spricht man von geistiger behinderung.

  • 68,27% der menschen haben somit einen iq von 85 – 115.
  • 95,45% der menschen haben somit einen iq von 70 – 130. (=normbereich)
  • 99,73% der menschen haben somit einen iq von 55 – 145.
  • 2,275 % der menschen haben somit einen iq ≤ 70
  • 2,275 % der menschen haben somit einen iq ≥ 130
  • 0,135 % der menschen haben somit einen iq ≤ 55
  • 0,135 % der menschen haben somit einen iq ≥ 145
  • in deutschland leben also 1,9 millionen als hochbegabt definierte
  • in deutschland leben also 1,9 millionen als geistig behindert definierte

im angloamerikanischen raum lässt sich folgende einteilung (bei σ n=15) → finden:

  • 115 – 124 ‖ klug („bright“) ‖ 14% ‖ 1v6
  • 125 – 144 ‖ moderat begabt (moderately gifted) ‖ 1,8% ‖ 1v50
  • 145 – 159 ‖ hoch begabt (highly g.) ‖ 0,2% ‖ 1v2000
  • 160 – 174 ‖ außergewöhnlich begabt (exceptionally g.) ‖ 0,003% ‖ 1v30000
  • 175+ ‖ zutiefst begabt (profoundly g.) ‖ 0,00003 % ‖ 1v3mio

…lässt sich irgendwo eine angabe finden wie „person xy hat einen iq von 155“ so ist der wert 155 schwer einzuordnen, wenn nicht klar ist, was das für ein test war, wie die standard-abweichung festgelegt wurde, wie die kontrollgruppe ausgesucht wurde, ob es ein durchschnittswert verschiedener tests ist, wie der persönliche mentale zustand während des tests war usw. die meisten online-iq-tests im internet sind nicht standardisiert und somit nicht aussagekräftig bzw. nicht mit anderen vergleichbar.

bei autisten ist die intelligenz sehr ungleich verteilt: überragend im logisch-abstrakten bereich, unterdurchschnittlich z.b. im handlungsplanerischen.

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# WENN DER UNERLEDIGT-STAPEL IMMER HǾHER WIRD…

oder die soziale isolation nicht mehr auszuhalten ist, wenn das selbständige leben schwer fällt und kein verständnisvoller partner da ist, der ein bisschen orientierung und struktur in der chaotischen & hektischen welt gibt, so kann auch eine persönliche assistenz nach § 53 sgb XII in frage kommen. denkbare hilfen sind z.b. begleitung bei ämtergängen, hilfe bei korrespondenz, auf wichtige/dringende erledigungen hinweisen oder dabei helfen, ganz allgemein motivieren, hilfe bei selbststrukturierung und planung geben… – eben bei allem was besonders schwer fällt und sehr belastet.

weitere personelle hilfen die für autisten gewährt werden können: rechtliche betreuer, einzefallhelfer, schulbegleiter, coaches im rahmen des „persönlichen budgets“

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# DIE DIAGNOSE UND IHRE TÜCKEN

für viele asperger ist die diagnose eine riesenerleichtung, eine erleuchtung und der schlüssel zur erklärung und lösung vieler ihrer probleme. das gefühl, nicht verrückt oder „falsch“ zu sein ‖ das wissen, dass die ursache vieler schwierigkeiten neurologisch bedingt ist und nicht durch einen mutter-kind-konflikt oder ähnliches und auch die erkenntnis nicht alleine zu sein kann sehr entlastend und befreiend wirken. allerdings kann es auch schwer sein, sich an die vorstellung zu gewöhnen, dass manche dinge wohl immer schwer bleiben werden und sich auch mit viel übung nicht verbessern lassen (z.b. wahrnehmungsphänomene, das ertragen von gruppen, die initiierungsschwäche usw.)

aber das ding hat endlich einen namen und die suche, nach dem, was es ein könnte hat endlich ein ende („was ist es denn nur?“ „das muss doch irgendwie heißen!“ „das müssen doch auch andere haben..“). nach einer eventuellen schock-phase („eine behinderung? das klingt ja furchtbar!“), die von einer krise begleitetet werden kann, schließt sich vielleicht die phase der gewöhnung und des sich damit abfindens an. viele ereignisse im leben können neu interpretiert und bewertet werden. es ist sinnvoll seine ziele und seine zufriedenheit mit dem status quo zu überprüfen und wichtige entscheidungen zu treffen. manche asperger berichten, dass sie nach der diagnose kreativer, produktiver wurden, sich ihr selbstwertgefühl verbesserte, sie gelernt haben, ihre macken als teil von sich zu akzeptieren und auch darüber lachen können, am besten gemeinsam mit freunden, die mitlachen (anstatt auslachen!). der australische autismusexperte tony attwood gratuliert seinen patienten nach der diagnosestellung mit den worten „herzlichen glückwunsch, es ist asperger!“… eine diagnose macht es natürlich auch leichter, sich an verschiedene hilfsangebote zu wenden, die auch langsam aber stetig immer mehr werden.

die zur beschreibung des asperger-syndroms oft herangezogenen kriterien des dsm-IV [diagnose-nachschlagewerk für klinische psychiater] aus den frühen neunzigern gelten heute im allgemeinen als wenig hilfreich, da ungenau und viel zu streng. trotzdem werden sie immer wieder gerne zitiert und geleiten so manchen fachmenschen in die irre. dies und pures unwissen können zu schädlichen fehldiagnosen führen (z.b. verwechseln mit der emotional-instabilen persönlichkeitsstörung vom borderline-typus oder der narzisstischen persönlichkeitsstörung – was sich sehr nachteilig auf das selbstwertgefühl auwirken kann…). manche psychiater sagen sogar: sie können doch reden – sie sind doch kein autist (ist mir z.b. passiert). hier muss bei der ausbildung von psychiatern noch viel getan ‖ nachgeholt werden um weitere schäden ‖ fehldiagnosen zu vermeiden, denn jene haben oft nur wenig kenntnisse über autismus, welche über die allgemeinen klischee-vorstellungen hinaus gehen. anders bei kinder- und jugendpsychiatern: sie sollten wissen, was autismus ist und zumindest einen verdacht äußern können und an einen autismus-spezialisten überweisen. da asperger aber erst in den letzten 10 jahren bekannter geworden ist und die diagnose erst seit mitte der neunziger existiert, gibt es sehr sehr viele erwachsene, die als kind gar keine diagnose bekommen konnten, da asperger (aber auch adhs) noch völlig unbekannt war. manchmal führt der weg zur diagnose auch über eine andere vordiagnose wie adhs ‖ ads oder obsessiv-kompulsive ‖ anankastische persönlichkeit(„sstörung“), welche aber das verhalten (v.a. in sozialen situationen) eines autisten nur unzureichend beschreiben. manchmal kommt auch noch die diagnose ads ‖ adhs oder tourette-syndrom zum asperger-syndrom hinzu.

eine diagnose sollte nur von → spezialisierten psychiatern oder psychologen gestellt oder auch ausgeschlossen werden, die ausreichende fachkenntnisse (weiterbildungen, diagnostische instrumente) und erfahrung haben: sie sollten mindestens 200 menschen mit asperger gesehen haben um das verhalten ihrer klienten richtig einordnen und interpretieren zu können. dazu frei nach tony attwood: „hat man 4 oder 5 menschen mit asperger gesehen, fängt man an, sich ein bild von dieser personengruppe zu machen, kommt dann ein sechster, der völlig anders ist, fällt dieser mensch dann durchs raster.“ zudem ist bei erwachsenen eine diagnose viel schwerer zu stellen als bei kindern, da a) die erinnerungen an die kindheit verblassen und b) erwachsene autisten im laufe ihres lebens gut gelernt haben können, ihre symptome zu verbergen ‖ zu verschleiern. kein asperger-syndrom ist wie das andere und das autistische spektrum sehr weit und mehrdimensional: am einen ende die wenig auffälligen und größtenteils selbständigen, die gut kompensieren können und vielleicht sogar ein angenehmes soziales umfeld haben – am anderen die, die völlig ohne kommunikation sind – auf ständige hilfe angewiesen. die einen vielleicht in behindertenwerkstätten, die anderen erfolgreiche & beliebte hollywood-schauspieler, geachtete wissenschaftler oder einfallsreiche programmierer.

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# WEBSEITEN

  • → www.aspergia.de ..umfangreiche und fundierte seite zum thema asperger. mit einführung, kurs und viele links zu seiten mit → selbst-tests: bin ich aspie?
  • → www.aspies.de ..website des selbsthilfe-vereins aspies e.v., der wohl größten und wichtigsten selbsthilfe-organisation in d. großes → forum, viele infos.
  • → www.tonyattwood.com.au ..private site des australischen autismus-forschers tony attwood. bestsellerautor. für viele autisten, fachleute und angehörige ein guru. einer der wenigen spezialisten, die ihren fokus auf die stärken von asperger gerichtet haben und nicht andauernd von krankheit, behinderung oder störung spricht.
  • → www.autismresearchcentre.com ..seite des britischen autismus-forschers simon baron-cohen, der cousin von sacha baron cohen (borat, ali g.), dessen thesen über neurologische geschlechterunterschiede des gehirns besonders feministen auf die palme bringen. → spiegel-online interview
  • → www.autworker.de ..autworker eg „will zusammen bringen, was auch zusammen gehört“, nämlich arbeitgeber mit anforderungen, die sich auf gewöhnliche weise nicht erfüllen lassen, und arbeitende, die mit ungewöhnlichen fähigkeiten und herangehensweisen für solche anforderungen besonders geeignet sind. aus hamburg.

33 Kommentare für “DAS ASPERGER-SYNDROM

  1. Die Diagnosen hier lesen sich ein bischen so wie ein Horoskop.

    Ich fühle mich davon getroffen, und wieder nicht.

    Teilweise sind die Aussagen auch widersprüchlich/zu weit gefasst.

    Liegt sicherlich daran, das diese „Krankheit“ noch nicht gut genug erforscht ist.

    Und das du deine Daten aus verschiedenen Quellen hast.

    Nichtdestotrotz empfand ich den Artikel als nützlich.

    Gerade die Links sind interessant. Und speziell der Test.

  2. ich sag` einfach mal: super! Hab`noch nicht Alles gelesen. Generell habe ich den Eindruck, daß es im Moment Tendenzen gibt, die mir gar nicht gefallen. Also diese Darstellung einer Modediagnose finde ich sehr bedenklich und im Moment beschäftigt mich das Theam Interessensteuerung. Kostenträger und Bedarfabsegner in Einem, Diagnosen `wegreden` und relativieren. Das hat schon gößere Ausmaße, als ich bisher dachte.Da kann ich bei Gelegenheit schon mehr dazu sagen. Bitte schicken sie mir Ihren link, habe die Sorge Sie nicht mehr zu finden!

  3. Hi,
    also ich bin noch neu in der Thematik ( mein Arzt hat gerade erst den Verdacht geäußert). Trotzdem finde ich mich in deiner MEGA- Liste so oft wieder und es tut gut zu wissen, dass man selbst nicht der einzige auf Erden ist der ein Freak ist – obwohl… Jeder von uns ist auf seine eigene Art um weise Speziell.

    Ich weiß nicht ob das auch auf die liste lassen könnte…. Wenn ich googele, dann meistens erst in der Bildersuche. Auch verbringe ich unheimlich viel anzeigt damit mit Bilder über das eine oder andere Lieblingsthema aus dem netz zu ziehen. Diese werden anschließend noch einige Male angeschaut und dann in den unter- unter- unterordnen abgelegt. Meistens bevorzuge ich jedoch wieder online nach weiteren Bilder zu suchen, als auf meine Bibliothek zurück zu greifen: der weg ist eben das Ziel.

    Übrigens falls hier der eine oder andere Fehler auftaucht, war es wahrscheiich mein iPhone… Das will mich mal wieder ärgern.

    Besonders das mit dem bildlichen Träumen hat mich gefreut zu hören. Das kenn ich so gut!

    Naja, bevor wie zum Thema selbstdiagnose kommen. Ich habe zusätzlich noch ein klinefelter S., was man mit allerdings nicht ansieht bzw. bemerkt. Und seit fünf Jahren mache ich jetzt schon einen Diagnosemarathon mit, auf Grund von dieser verdammten bleiernen Müdigkeit. Die im übrigen nicht Auftritt wenn der Hyperfokus mal wieder am Brummen ist.

    Das mit dem Buch kommt mir bekannt vor. Wenn ich mal einen Roman lese, dann fange ich an zu lesen und denke mir dass es so und so besser wäre. Dann lege ich den Roman weg und Träume weiter. Mit Tv, Filmen, Serien ist das genauso. Leider aber auch
    mit Vorlesunen :-/ sobald mein Prof den Mund öffnet, geht das Kopfkino los. Mir fallen dann zig Dinge ein was man mit dieser oder jener Grundlage, erfinden kann. Wo man etwas verbessern kann. Wo eine Innovation wartet entdeckt zu werden….! Un das verdammte Tagträumen wirkt sich leider sehr negativ auf mein Studium aus.

    Also ADHS und Narkolepsie sind schon ausgeschlossen, genauso wie Infektionskrankheiten, Krebs, Tumore etc. Und jetzt die Vermutung meines Arztes ob es nicht asperger sein könne. Ich war natürlich voll dagegen, aber jetzt wo ich die Seite hier gefunden habe und gemerkt habe dass nicht alles Aspis alle Symptome haben müssen…?

    So bin ich eben nicht komplett Smalltalkunfähig. Ziehe mich aber gerne zurück und nutze die zeit dann gewinnbringend, indem ich Löcher in den Himmel gucke!

    F*ck…. Sorry aber ich bin wohl eher eine Lebenszeitvernichtungsmaschine.

    Morgen ist der Termin beim Neuro, vielleicht ergibt sich ja da was.
    Sorry echt für das ausgekotzte hier….

    By the way, du hast diesen riesenanzahl an bekannten Persönlichkeiten aufgezählt. Ich hab mich da überall durchgewühlt. Mich würde interessieren ob es auch Aspis gibt die auch ohne Studium oder Abschluss in einer interessanten Position tätig waren/sind? Ich meine jetzt z.B. so wie ohne mein Maschinenbau Studium trotzdem in der Entwicklungsabteilung zu arbeiten?! Das wäre eben mein Traum. Rum Spinnen und diese ganzen Ideen die beim „anders denken“ zu Stände kommen endlich mal anwenden zu können. Meine Kreativität bezieht sich nämlich hauptsächlich auf Technik, wobei ich leider in Mathe nicht so den Fuß fasse. Genauso wie ich in anderen Fächern meist das falsche lerne. Die seltsamsten Details erscheinen mir sehr wichtig und am Ende kann ich dann diese ganz simplen allgemeinen Fragen nicht beantworten… :(

    Ich verzettel mich schon wieder. Gute Nacht euch und pfleg deine Seite weiterhin so schön, ich hab sie schon gebookmarkt.

    Gn8 der spinner

    1. Hallo Du, entschuldige bitte meine späte Antwort auf Deine Frage, die ich gerade erst gelesen habe. Wenn Du kein abgeschlossenes Studium hast, aber Dir IT liegt, kannst Du mal bei auticon versuchen, Dich zu bewerben.

  4. Ich mag es auch nicht Smalltalk zu führen, weil ich keinen Sinn darin sehe und wenn ich dazu gedrängt werde, lange in die Augen eines anderen sehe, vergesse ich, was ich sagen wollte.
    Gefühle sind häufig für mich viel zu intensiv. Entweder meine eigenen oder die von anderen und das häufig andere Verhalten von anderen verunsichert mich noch mehr und ich kann nicht (gut) darauf reagieren. Wenn ich zu viel fühle, falle ich auch in eine Art Starre oder Panikattacke, je nachdem.

  5. Ich wollte noch hinzufügen, dass ich Gefühle intensiv wahrnehmen kann von meinen Mitmenschen. Ich sie aber nicht immer einordnen kann oder weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich weiß nicht, ob das so typisch ist für das Asperger Syndrom. Ich bin häufig sehr verunsichert, wenn es zuviele Gefühle oder Menschen sind mit denen ich spreche und ich reagiere anders als meine Mitmenschen

    1. Hallo Tinta, danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Das, was Du beschreibst ist tatsächlich sehr typisch für Autisten. Es gibt sogar eine Theorie, die Intense World Theory, die besagt, dass die Ursache für autistische Verhaltensweisen wie sozialer Rückzug oder Überforderung mit sozialen Situationen durch eine extrem intensive Wahrnehmung der Umwelt zu begründen ist. Dazu zählt auch das Mitfühlen mit anderen Menschen, das über ein erträgliches Maß hinaus gehen kann -> die affektive Empathie. Paradoxerweise (oder als Reaktion darauf?) ist das Erkennen von Emotionen bei anderen Menschen stark eingeschränkt. Oftmals haben Autisten Schwierigkeiten, spontan die Perspektive anderer Menschen einzunehemen oder ihre Absichten zu erkennen -> die kognitive Empathie oder auch „Theory Of Mind“. Ich kann z.B. nur schwer Zeitung lesen, weil ich das Gelesene direkt erlebe und spüre, das ist mir oft zu krass. Andererseits habe ich Schwierigkeiten anhand von Feinheiten in der Mimik zu erkennen, ob sich die Stimmung von jemanden gerade ändert und wenn ja, ob das gut oder schlecht für mich ist.

      1. Vielen Dank für die äußerst nette, ausführliche und wirklich schnelle
        Antwort :*. Sie hilft mir sehr weiter und ich bin beruhigt zu wissen, dass ich nicht
        die einzige Person zu sein scheine, die solche Empfindungen hat :)
        Ich fühle mich hier sehr willkommen und aufgehoben :). Danke schön auch dafür :*. Mir ist aufgefallen, dass in vielen Communities der Ton rauer ist und Rivalitäten herrschen. Hier scheint es der gegenteilige Fall zu sein, worüber ich wirklich froh bin :).

        Schönen Abend und noch ein angenehmes Wochenende an alle User :)
        LG Tinta

        1. Hallo Tinta, das liegt sicher daran, dass dies meine private Website ist und Menschen, die hier Kommentare schreiben, meine willkommenen Gäste sind, die ich auch dementsprechend behandle. Den rauen Umgangston aus Asperger-Foren kenne ich auch sehr gut und ist auch der Hauptgrund, warum ich dort nix mehr schreibe.

          1. :) Ich bin jedenfalls sehr erfreut, diese Website gefunden zu haben und deine Bekanntschaft und der anderen Mitglieder machen zu können :))

  6. Hallo,
    sehr interessanter Artikel :). Ich fand überraschend, dass Menschen mit Asperger Syndrom Sprichwörter versuchen bildlich zu sehen. Ich habe diese Seite besucht, weil ich mich häufig unverstanden fühle und ich häufig andere Dinge als wichtiger empfinde als meine Mitmenschen. Ich habe eine besondere Geräusch- und Lichtempfindlichkeit und kann auch z.B Menschenansammlungen nicht gut verkraften, was häufig auf Unverständnis von anderen stößt. Dafür bin ich ruhiger in hektischen Situationen, da ich keinen Sinn darin sehe, mich aufzuregen. Meine Gefühle kann ich eher schlecht beschreiben und ich rede äußerst ungern über mich selbst, weil ich nicht immer die passende Worte parat habe…Mein Gefühlsleben ist häufig ein Chaos und es gibt Situationen, in denen ich mich hilflos fühle, weil ich nach meiner Meinung zu intensiv fühle…
    Wenn es um sachliche Themen gibt, die mich interessieren, kann ich kein Ende finden darüber zu reden oder Neues herauszufinden. Ich würde mich nicht besonders als klug bezeichen, obwohl mir von anderen häufig gesagt wird, dass ich einen großen Wortschatz besitze, über ein gutes Allgemeinwissen, das bei manchen Themengebieten besonders stark ausgeprägt ist…Es wurde auch nachgewiesen, das ich einen hohen Intelligenzquotienten habe. Es gibt viele Leute, die denken, dass ich eingebildet oder ein Streber bin, weil ich öfters vorziehe mich mit eigenen Dingen zu beschäftigen statt bei Gruppenaktivitäten mitzumachen oder ich so fixiert in ein Buch bin, das ich alles um mich herum vergesse. In einigen Berichten steht, dass Autisten ein gutes Auge für Zeichen-und Rechtschreibfehler besitzen. Das stimmt nur teilweise bei mir. Wenn ich Texte von anderen lese, bemerke ich Fehler häufig sofort. Bei meinen eigenen übersehe ich aber dann und wann welche, wobei ich immer sehr sorgfältig auf meine Wortwahl bedacht bin.
    Ich bin öfters in Situationen gewesen, wo ich meine Mitmenschen nicht nachvollziehen konnte oder wo ich jemanden versehentlich verletzt habe, ohne die Absicht dabei zu haben. Ehrlichkeit ist mir wichtig, auch wenn ich kein Verfechter dafür bin, etwas zu hart zu sagen. Ich versuche immer so gut wie es mir möglich ist, die Gefühle der anderen zu schonen, was nicht immer einfach für mich ist… Ich selber kann auch häufig Entscheidungen von anderen nicht nachvollziehen. Dafür verstehen sie meine Denkweise nicht so…Selbst meine engsten Freunde verstehen mich nicht zu 100%. Ich kann ohne Probleme eine längere Zeit alleine sein, wenn ich es will. Ist dieser Zustand aber durch ein Problem mit einem Freund entstanden, bin ich gar nicht so wild darauf und gerate nicht selten in Panik…Veränderungen machen mir generell Angst. Besonders die, die ich nicht beeinflussen kann.
    Ich habe beobachtet, dass ich in bestimmten Gebieten besser bin als andere, wie z.B. habe ich keine Probleme sofort mit neuen technischen Geräten umzugehen und ich habe auch meinen Spaß daran. Es geht sogar soweit, dass (wenn wir gerade den Punkt Technik und Computer ansprechen) ich nicht mehr davon loskomme dieses oder jenes neues Gerät auszuprobieren :)).
    Außerdem machen mir Arbeiten Spaß, die andere als stumpfsinnig betrachten, wie z.B. das Bearbeiten von Informationen in einer Datenbank wie Acces oder eine Excel-Tabelle erstellen (da gefallen mir besonders die vielen Möglichkeiten Daten besser anschaulich zu machen :)).

    Ich habe in einem Absatz geschmunzelt, als es um die Vorliebe ging, Telefonbücher und Kataloge sich anzuschauen oder zu lesen, ging. Ich bin völlig begeistert, wenn ich mir einen Katalog ansehen darf und habe sowieso Spaß Datenquellen durchzulesen, solange sie fein gegliedert sind und mich ansprechen. Ich bin äußert ärgerlich, wenn die Daten nicht entsprechend gut aufbereitet wurden oder sie Mangel an Nachforschungen und Unwissen der Ersteller aufweisen. Auch „leere Fakten“, selbst wenn es nur Stichpunkte, die hintereinander geschrieben wurde, geht, interessieren mich brennend.

    Ich habe auch das Problem entweder zu wenig zu erzählen oder mich beim Reden nicht stoppen zu können. Dabei weiß ich häufig nicht, wie viel zu viel ist… Augenkontakt zu halten, ist für mich der pure Horror. Ich merke sofort, wenn Menschen sich verstellen, aber gesellschaftliche Normen kann ich meistens nicht gut erfüllen :(

    Ich bin ein guter Zuhörer und helfe auch meinen Mitmenschen da wo ich kann… Ich stehe aber häufig im Dunkeln, wenn es um soziale Probleme geht. Wenn es z.B. darum geht, ob eine Person eine andere verlassen soll, weil sie nicht gut für die Person ist, würde ich mich dafür entscheiden sie zu verlassen, weil die emotionalen Probleme, die durch sie entstehen gravierender sind für mich als die Veränderung der Freundschaft/ Beziehung an sich. Ich bin grundsätzlich eher ein Mensch, der mehr Distanz sucht als Nähe, aber wenn ich jemanden wirklich in mein Herz geschlossen habe, ist es sehr schlimm für mich ihn/ sie gehen zu lassen…Dennoch ist es mir lieber dies zu tun als vor einem Problem zu stehen, das ich nicht lösen kann. Ich bin auch eher ein Mensch, der Konflikte scheut und lieber meine Aufgaben erledige als etwas auszudiskutieren. Unter Druck flüchte ich lieber oder schweige statt meine häufig nicht erklärbaren Gefühle zu äußern…

    Ich weiß nicht wirklich, ob ich ein Aspie bin… Aber viele Punkte sprechen dafür, auch der andere Humor und wie ich meine Umgebung und Mitmenschen erlebe.
    Wenn ich etwas empfinde, fühle ich mich häufig schutzlos und ausgeliefert, weil ich mit keinem recht darüber sprechen kann und selber meine Gedanken nicht sortieren kann, wie ich will.
    Vielleicht kann mir ja jemand mitteilen, ob sich das, was ich beschreibe danach anhört, dass ich das Asperger Syndrom haben könnte. Mir wäre ea lieber zu wissen, dass mein Gehirn anders aufgebaut ist, als diese Ungewissheit, warum ich anders bin, noch länger zu ertragen. Ich muss damit schok mein ganzes Leben kämpfen.
    Ach ja, noch mal zu mir…Ich habe noch etwas vergessen: ich bin sportlich eher sehr ungeschicklich und kann mich nicht so gut in Städten orientieren. Wenn zuviele reden, höre ich gar nichts mehr. Ich habe einen sehr guten Draht zu Tieren und der Natur.
    Ich weiß noch das ich als Kind viel mehr Schwierigkeiten hatte, Gefühle zu deuten, mich richtig zu verhalten und ich noch viel scheuer war. Ich habe aber schnell erkannt, dass diesw Verhaltensweisen mir in meiner Kindheit nicht geholfen haben, weil ich übermäßig gemobbt wurde, weil ich so komisch und unsportlich war. Deshalb habe ich schon als 4-Jährige beobachtet, wie sich „normale Menschen“ verhalten und ich habe es ihnen nachgemacht, zu Hause alleine geübt, auch was Körpersprache und Stimmlage betraf und veesucht so gut wie möglich meine „Macken“ zu überspielen bzw. zu vertuschen. Ich habe früher sehr große Probleme gehabt, Gefühle zu deuten, aber auch das habe ich trainiert, weil ich wusste, das ich sonst keine Chance haben würde, da kein Verständis in meiner Umwelt für meine Person vorhanden war… So habe ich gelernt mich anzupassen und meine Mitmenschen besser zu verstehen (wobei ich bei manchen Dingen immer noch sehr große Problem habe und wenn ich Stress habe, kann ich meine „Macken“ nicht unterdrücken. Auch bei positiver Aufregung gelingt das nicht).
    Ich könnte noch viel mehr über mich erzähle, aber ich bemerke gerade, wie viel ich schon geschrieben habe.
    Daher dass ich eher unerfahren in diesem Thema bin, stelle ich noch ein paar Fragen:
    1. Ich habe gehört, dass Aspies besonders gut in der Mathematik sind. Gilt das auch für die verwandten Naturwissenschaften? Mich interessieren vor allem Chemie, Biologie.
    2. Sind Aspies auch sprachbegabt? Ich bin z.B. fasziniert davon, wie Sprachen aufgebaut sind und liebe es sie zu lernen :))
    3. Haben Aspies mit allen sozialen Fertigkeiten Probleme? Gibt es auch welche, die ein gutes Gespür haben, das etwas im Leben nahestehender Person nicht in Ordnung z.B. ist, wenn die sich anders verhalten etc? Sind sie völlig kalt, wenn es um Emotionen von anderen geht oder sind es einfach zu viele Informationen und das Gehirn kann sie nicht alle verarbeiten? (Ich weiß, dass manche Informationen nicht registriert werden. Mich würde es aber interessieren, ob Aspies Veränderungen des Verhaltensmuster/ Situationen erkennen können, wenn alle anderen es nicht können. Mir fallen häufig nämlich Sachen auf, die kein anderer wahrnimmt ganz allgemein gesprochen und das gilt manchmal auch für das soziale Verhalten von anderen. Ich analysiere andere Menschen häufig, weil es mich interessiert, wie sie denken, weil ich selber ganz anders denken als viele meiner Mitmenschen. Manche Verhaltensweisen oder Konventionen/ Gruppenverhalten interessiert mich hingegen garnicht und ich sehe manche Verhaltensweise als weniger wichtig/ relevant für die Situation an oder ich empfinde sie als Überreaktion, wenn andere wichtige Aufgaben bearbeitet werden müssen.)

    Ich liebe außerdem Kunstwerke mit einer bestimmten Ordnung und Musik, wenn sie für mich einen ausgeglichenen Rhythmus haben. Gesichter kann ich einigermaßen zuordnen, solange die Verhaltensmuster und Charaktereigenschaften keine Ähnlichkeit mit anderen Personen vorweisen. Mir Namen zu merken ist beinahe unmöglich für mich. Selbst wenn ich mich für diese Personen interessiere, ist es nicht ganz einfach.

    Ich entschuldige mich dafür, dass der Beitrag, glaube ich, ein bisschen chaotisch geworden ist. Ich bin so aufgeregt auf eine Antwort und es hat mich große Überwindung gekostet, etwas hier zu posten, weshalb ich keine sinnvolle Ordnung in meinen Text bringen konnte (Zumindestens keine für andere erkennbare Ordnung, sodass sie den Texr leichter lesen können. Für mich wiederrum hat er eine Ordnung). Das ist leider eine meiner vielen anderen Eigenschaften, das ich wenn ich zu aufgeregt bin, es alles in Chaos endet. Mein Zimmer oder auch Ordner, meine kleine Bibliothek, CD-Sammlung ist auch nicht nach einem anerkannten Ordnungssytem gegliedert, sondern nach meinen eigenen (und ich hasse es, wenn das durcheinander gerät, lol :P).

    Vielen Dank dafür :)
    Tinta

    1. 1. Ich habe gehört, dass Aspies besonders gut in der Mathematik sind. Gilt das auch für die verwandten Naturwissenschaften? Mich interessieren vor allem Chemie, Biologie.

      Nicht alle Aspies sind gut in Mathe, manche haben sogar eine ausgesprochene Rechenschwäche. Aber umgekehrt gilt: unter studierten Mathematikern sind gehäuft Autisten zu finden. Generell sind Autisten wohl eher in Naturwissenschfaten zu Hause, wo es Systeme gibt und klare Regeln als in Geisteswissenschaften. Was aber nicht heißt, dass es nicht auch unter Literatur- und Theaterwissenschaftlern Autisten gibt.

      2. Sind Aspies auch sprachbegabt? Ich bin z.B. fasziniert davon, wie Sprachen aufgebaut sind und liebe es sie zu lernen

      Auch hier gilt: nicht alle, aber viele. In der Schule fällt das manchmal nicht auf, weil Autisten zwar sprachbegabt sein mögen, aber im Deutschunterricht Schwierigkeiten haben, z.B. Geschichten zu erfinden.

      3. Haben Aspies mit allen sozialen Fertigkeiten Probleme? Gibt es auch welche, die ein gutes Gespür haben, das etwas im Leben nahestehender Person nicht in Ordnung z.B. ist, wenn die sich anders verhalten etc? Sind sie völlig kalt, wenn es um Emotionen von anderen geht oder sind es einfach zu viele Informationen und das Gehirn kann sie nicht alle verarbeiten?

      Schwierigkeiten im sozialen Bereich sind ein notwendiges Diagnose-Kriterium. Klassische Autisten sind blind für die Gefühle anderer, Asperger-Autisten sind eher „kurzsichtig“, das heißt sie können zwar die Überschriften (sprich eindeutige Emotionen) gut lesen, aber Nuancen und Veränderungen übersehen. Auch das Umgehen mit erkannten Emotionen fällt oft schwer: Ich sehe, dass eine mir nahe stehende Person sehr traurig ist, aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Trösten? Und wenn ja, wie? Bei sehr vertrauten und lange bekannten Personen werden diese Schwierigkeiten sicher immer kleiner. Asperger sind nicht völlig kalt, auch wenn sie manchmal so wirken, weil sie es nicht schaffen, ihren Gesichtsausdruck ihren Emotionen anzupassen. Die angebliche Kälte ist eine Fehleinschätzung der Umgebung. Die meisten Autisten, die ich kenne sind sehr liebe, warmherzige Menschen, denen man diese Eigenschaften auf offener Straße oder bei einer flüchtigen Begegnung meist nicht ansieht. Asperger haben häufig Schwierigkeiten, erwartetes Verhalten zu erfüllen (z.B. eine traurige Reaktion bei einer Todesfallbekanntmachung, die andere eventuell auch nicht tangiert aber dennoch ein trauriges Gesicht machen, um den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen).

      Es gibt in der Tat Menschen, die eiskalt sind, also überhaupt kein Mitgefühl haben aber dennoch Einfühlungsvermögen, also gut erkennen, wie es anderen geht, aber nicht mit Ihnen mitfühlen. Diese Menschen fallen aber für gewöhnlich nicht unter die Kategorie Autismus.

      Erstaunlicherweise spüren viele Autisten die Stimmung in Gruppen besser als ihre neurotypischen Mitmenschen. Dass bei vertrauten Personen etwas nicht stimmt, erkennen Autisten vielleicht auch eher daran, dass die vertraute Person vom gewohnten Verhalten abweicht (z.B. zur Begrüßung nicht „Guten Morgen“ wie immer sondern nur „Morgen“ sagt) als an der Veränderung von Körperhaltung, Stimme oder Gesichtsausdruck.

      1. Danke schön :). Besonders die Antwort auf meine Frage hinsichtlich des sozialen Umfelds hat mir sehr geholfen und sie stimmt 100% mit meinen Gefühlen und Erfahrungen überein. Das ist wirklich erstaunlich.
        Ich bemerke es auch, dass es meinen Freunden oder engeren Bekannten nicht gut geht, wenn sie von ihren ursprünglichen Verhalten abweichen.
        Das Beispiel mit „Morgen“ statt „Guten Morgen“ ist sehr treffend.
        Ich sehe, dass es wohl auch zu diesem Thema leider viel zu viele Vorurteile gibt, die in der Öffentlichkeit breitgetreten werden und zu wenig Wissen und Aufklärung, was wirklich schade ist.
        Ich bin wirklich erstaunt, welche Formen es gibt und welche Ausprägungen bei verschiedenen Aspies vorhanden sind. Es gilt mal wieder: Aspie ist nicht gleich Aspie :))
        Ich habe mich schon immer für Naturwissenschaften begeistern können :). Jetzt kann ich noch mehr verstehen warum und es ist interessant, dass die Stärken von Aspies nicht immer in der Schule anerkannt werden. Ich habe sehr ähnliche Erfahrungen in meinen Leben gesammelt, hätte es aber nie in dem Zusammenhang gesehen, dass solche Erfahrungen nicht selten sind und auch nicht, dass es nicht meine Schuld ist, das manche Dinge mir schwerfallen…
        Bei meinen Freunden und Bekannten, die mich kennen, bin ich als warmherzige Person bekannt. Andere Menschen, die nicht so sehr über Äußerlichkeiten hinwegsehen können, sagen, dass ich emotionslos bin oder ernst, dauernd traurig aussehe, obwohl ich nur angestrengt nachdenke und dabei nicht dauernd lächeln kann, weil dies mich aus meinen Gedankenfluss reißt oder sie sind sogar (leicht) gereizt oder beleidigt, weil ich nicht sofort die Emotionen zeigen kann, die passend für diese oder jene Situation wäre. Mich nervt das manchmal ganz schön und ich weiß auch nicht, wie ich darauf reagieren soll, dass manche Menschen so gereizt oder beleidigt sind…Ich ziehe mich lieber zurück oder versuche in solchen Situationen an etwas anderes zu denken, weil ich keinen Sinn darin sehe, mit anderen Menschen zu diskutieren, wie und wann ich auf Ereignisse reagieren soll und ich bin wie schon gesagt eher eine Person, die Konflikten ausweicht, weil ich denke, dass sie nur eine weitere Belastung für andere Menschen und mich darstellen. Das verstehen viele dann auch falsch oder sehen mein Verhalten als Bestätigung ihrer Ansichten. Es ist ein echtes Dilemma für mich :/
        Aber ich bin froh, dass es wohl auch sehr liebenswürdige Menschen da draußen gibt, die mich verstehen und nicht verurteilen :))

  7. Sehr gute und verständliche Zusammenstellung; genau das Richtige, um Nicht-Aspies die Welt zu erklären.

    Btw: Listen sind per se nicht langweilig; besonders diese hier nicht… ;)

  8. Eine gelungene Seite und die beste Zusammenfassung all der Dinge, die in mir vorgehen. Sollte mich ab sofort jemand nach „Asperger“ fragen, sende ich der betreffenden Person einfach einen Link auf deine Seite. Spart viel Energie!

  9. Ein wirklich sehr guter Artikel! Umfangreich, aber irgendwie doch kurz, knackig und auf den Punkt gebracht.
    Ich Suche schon seit längerem nach einer Internet Seite, die so gut wie möglich erklärt, wie ich mich fühle, was ich denke und was ich wahrnehme. Diese Seite werde ich ab jetzt jedem (NT) empfehlen, der von mir wissen will, was das Asperger Syndrom ist.

    Daumen hoch, fünf Sterne (von fünf) !

    Darüberhinaus wollte ich auf einen kleinen Fehler hinweisen, und zwar: „0,135 % der menschen haben somit einen iq ≤ 65″
    Hier müsste “ iq ≤ 55″ stehen = )

  10. ich denke schwarz und grautöne bringen es nicht so auf grünem hintergrund. wie wär’s mit gelbtönen?
    aber das eigentliche problem is vielleicht eher das grün.

  11. noch mehr – als für die probleme anderer leute – interessieren sich die erdlinge für geld. sie versuchen auf diesem planeten zahlen durch körperliche oder geistige anstrengung zu verändern. was ihnen sogar gelingt! aber selbst, wenn man dieses vorgehen nicht versteht und nicht mitmacht, verändern sich die zahlen auf dem eigenen sogenannten konto ständig. oft ist dann ein winziger waagerechter strich vor diesen zahlen.

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