Let's Get Freaky

MEI PLENNET

pokemon

vorbemerkung: der nun folgende text entstand unter zurhilfenahme eines kommastreuers.

text: während andere glauben, sie haben einen körper mit den falschen geschlechtsmerkmalen abgekriegt, glaube ich, ich habe den falschen planeten zugeteilt bekommen.* vor meiner geburt bin ich vom fließband xxa3888 auf ein anderes, darunter liegendes gefallen und habe so den richtigen ausgang zu meinem, für mich vorbestimmten planeten verpasst. das ende des anderen fließbandes lag leider in einer gebärmutter auf der erde. die erdlinge kann man nun aber nicht umwandeln. also hab ich versucht, mich umzuwandeln. und bin an einem punkt angelangt, der mir die sinnlosigkeit meines tuns offenbart. ich bin ein seltsamer kauz; tolpatschig, zerstreut, tapsig. ich grimassiere und bewege mich auf sonderbare art & weise. na und? kein problem! auf meinem heimatplaneten sind alle so! und die würden über euch erdlinge lachen. und zwar an den stellen, an denen ich auch lachen würde. wie seltsam. oft lachen leute an stellen, an denen ich es nicht erwarte. und oft ist es auch umgekehrt. ich lache, sie starren mich entsetzt an. auf unserem heimatplaneten gibt es auch keinen unterschied zwischen gesprochener und geschriebener sprache. alles ist absolut logisch mit einander verknüpft. einmal sollten sogar die irrationalen zahlen abgeschafft werden, aber konservative kräfte haben das zu verhindern gewusst. bei uns bezeichnen sich ausnahmslos alle als mathematiker und sind die ganze zeit damit beschäftigt, listen zu machen und dinge zu zählen und zu vergleichen.

menschen, die smalltalk halten und die ständig gute laune haben und stets alles toll finden, sehr einfühlsam und sehr flexibel, karrierebewusst und dennoch nur mäßig intelligent sind, ungeachtet dessen trotzdem alles kommentieren müssen mit ihren halbwissen, kommen bei uns in die psychiatrie!!! (= eine woche dunkelkammer). kinder gelten bei uns als verhaltensauffällig, wenn deren geschriebene sprache von ihrer gesprochenen abweicht (sie sprechen sogenannte „jugendsprache“, ist aber äußerst selten) oder wenn sie lügen. mannschaftspiele gibt es nicht. kinder, die mit dem fuss bälle in die luft schiessen und sich regeln dazu ausdenken, um andere mit einzubeziehen, werden für komplett verrückt gehalten (unser toleranter planet lässt sie aber machen). es gibt keine kanten, an denen man sich stoßen könnte. watte ist das am meisten verkaufte material. es gibt eigene wattekaufhäuser, und es gibt warenhäuser für gummi oder bunte plastikartikel. das allerbeste ist: alle einwohner haben kleine gehirnstromgesteuerte lämpchen am ohr. es gibt violettes licht: sprich mich an. und orangefarbenes licht: lass mich bloss in ruh. deshalb gibt es bei uns keine kriege. in unseren gefängnissen (dreistöckige supermärkte, hintergrundmusik auf voller lautstärke, jedes produkt in 100 verschiedenen varianten; aufenthaltsdauer mind. 30 min) sind lediglich leute, die nachweislich gute miene zum bösen spiel gemacht haben. auf unserem planeten wird vermutet, dass sie von einem anderen sonderbaren planeten, wie der erde stammen könnten. niemand weiß aber genau wie es dort ist, weil alle einen großen bogen um ihn machen. der ruf der erdlinge ist nicht der beste in der galaxie! es gab vor ein paar millionen jahren mal die hoffnung, die neandertaler könnten sich durchsetzen. aber homo sapiens war einfach viel zu brutal und zu aggressiv. sie liessen verwandten spezies keinen raum. und die neandertaler wurden kurzerhand verspeist. so machen sie es heute noch. eher symbolisch zwar. aber andersartigkeit wird nicht geduldet. noch mehr – als für die probleme anderer leute – interessieren sich die erdlinge für geld. sie versuchen auf diesem planeten zahlen durch körperliche oder geistige anstrengung zu verändern. was ihnen sogar gelingt! aber selbst, wenn man dieses vorgehen nicht versteht und nicht mitmacht, verändern sich die zahlen auf dem eigenen sogenannten konto ständig. oft ist dann ein winziger waagerechter strich vor diesen zahlen. das ganze leben der menschen ist darauf ausgerichtet, diese zahlen zu beeinflussen. dafür wenden sie viel zeit auf. es scheint ihnen spaß zu machen. ich halte diese erdlinge für äußerst sonderbar.

*treffen sich zwei planeten. sagt der eine zum anderen: du, ich hab mir homo sapiens eingefangen. sagt der andere: ach, mach dir keine sorgen: das geht schon von alleine wieder weg.

auf meinem planeten geht es in kriminalfilmen nicht darum, einen mörder ausfindig zu machen (so etwas gibt es bei uns nicht, haupttodesursache sind unfälle im haushalt, wie stolpern oder vergesslichkeit), sondern eine heuchelei aufzudecken. hat der gärtner der baronin komplimente für ihren hut ausgesprochen und insgeheim bei sich gedacht, jener sei abstossend und häßlich? heuchelei wird bei uns hart bestraft. der täter muss ein jahr lang jeden abend an einem plenum der alternativen szene teilnehmen und sich mindestens drei mal mit einem möglichst verwirrendem, vor allem aber komplett sinnfreien beitrag lautstark zu wort melden. einmal in der woche muss der bösewicht einen romantischen liebesfilm sehen oder eine stunde lang die fussballergebnisse der erde anhören. sollte sich die person weigern, kommt sie zwei tage lang in die neonlicht-zelle. strafe muss sein. heuchelei kann nicht geduldet werden!

„das tu ich gern für sie, captain, sir!“ kostete johnny das leben… so lauten die ersten zeilen des buches „die heuchelei auf der bounty“. es war wochenlang spitzenreiter der krimis, die bei uns natürlich nicht bezahlt werden müssen, denn es gibt sowieso kein geld. alle machen, wozu sie lust haben und trotzdem funktioniert die gesellschaft. die buchstaben unserer bücher sind dunkelgrün und das papier fast immer grau. deshalb heißt es bei uns auch grüngrau-denken und nicht schwarzweiß-denken. das tragen von schwarz-weiß-gestreiften pullovern wird mit gesellschaftlicher ächtung bestraft. alle ohrläppchen schalten bei so einem gruseligen anblick sofort auf orange. bei allzu großer penetranz kann es soweit kommen, dass der provokateur gezwungen wird, sich auf einen stuhl mit 90° gerader lehne zu setzen, der zudem noch nicht einmal schaukelt (normalerweise sind alle stühle bei uns schaukelstühle, denn ohne schaukeln geht es schließlich nicht. das würde niemand lange aushalten).

fliegender maulwurf

an dieser stelle möchte ich ihnen, liebe leser, den namen meines heimatplaneten vorstellen: er lautet „meiplennet“. ich finde ihn sehr gelungen und außerordentlich passend (die bewohner nennt man aus bislang ungeklärter urasche „omos“). allerdings darf man diesen namen nicht verwechseln mit dem unserer ungeliebten stratosphäre: sie hört auf die grässliche bezeichnung „meispeeß“. niemand hat je versucht, ihn laut auszusprechen, geschweige denn dorthin zu gelangen. es soll dort nicht mit rechten dingen zu gehen. einige halten es für reine zeitverschwendung, sich dort aufzuhalten – andere finden es einfach lächerlich. sobald man die stratosphäre erreicht hat, ertönt mit voller lautstärke von einem moment auf den anderen irgendein drittklassiges hiphop- oder trance-stück. überall werden kleine filmchen abgespielt und bizzarre buntgekleidete trolle wollen sich mit einem anfreunden. der herrscher der stratosphäre ist ein grimmiger troll namens tom. sein ziel ist es, mit allen omos (offiziell meiplennetarier) befreundet zu sein. sein berühmtes buch „mine cumpf“ ist mittlerweile verboten. viel lieber durchfliegen meine planetsgenossen daher ein kleines, geheimes loch in der gashülle, genannt das ozelotloch, um verschont von jeglichen freundschaftsattacken den unendlich weiten, absolut leeren raum zu erreichen und es sich in einer bequemen umlaufbahn gemütlich zu machen. alles im blick habend, die lämpchen auf orange gestellt, schweben wir tagelang um den globus und beobachten und denken nach und schwelgen traurig, aber laut lachend in diversen tiefen verachtungen für all die, die das ozelotloch verfehlt haben und doch in der verdammten stratosphäre gestrandet sind und sich der hinterlistigen machenschaften der „freunde“, wie sich die meispeeß-trolle selbst nennen, nicht erwähren können. nach monaten fallen viele opfer im sturzflug auf einen rosaroten wattebauschbusch (bot. name: rosa wattebauschbusch var. bauschbusch X buchsbuschbauschbauch), wie er in unseren steppen weit verbreitet ist – und behaupten, sie hätten 9433 freunde. da dieses wirre reden bei uns niemand versteht, werden die armen ersteinmal in ein sanatorium gebracht. ihnen wird eine erholungskur mit therapieformen nahegelegt, die wohlklingende namen tragen wie „raum der absoluten abkapselung“ oder „raum des nichtklingelnden telefons“ oder auch „raum der totalen kommunikationsverweigerung“. nach einigen monaten sind sie erholt und wieder ganz die alten, lebensfrohen geschöpfe, die andauernd quatsch und listen machen, und schaukeln.

auf unserem planeten ist an zwei monaten unseres 200 tage dauernden jahres paarungszeit. die anderen 16 monate ist funkstille. ist ein omo paarungsbereit, leuchtet ein kleines lämpchen am unterkiefer matt rosa auf. glücklicherweise haben alle dass gleiche geschlecht, nachdem im jahre 93889VFr,,,RT% 3ksk““111e99 in einer globalen abstimmung beschlossen wurde, dass eine zu große vielfalt (es gab etwa 23 geschlechter) nur probleme schafft, weil ständig alle unzufrieden sind. denn – rein mathematisch erklärbar – kam es äußerst selten vor, dass eine person eine andere attraktiv fand, weil die vorlieben so stark divergierten. nun haben also alle die gleichen geschlechtsmerkmale: ein winziger, telepathisch strahlender punkt am kleinen finger, den es zu berühren gilt. so haben für zwei monate alle, die sich begegnen spontanen, ausdauernden sex und sind sehr glücklich und zufrieden. finden während dieser zeit massenveranstaltungen wie z.b. blumentopfausstellungen statt, so sind lustig orgiastische orgien mit zigtausend omos garantiert. niemand hätte je gedacht, dass blumentopfausstellungen zu so ein publikumsmagnet werden würden.

viele empfinden es von vorteil, dass die paarung von der fortpflanzung abgekoppelt wurde. das übernimmt seit langem ein automat namens „die große mutter“. sie generiert genetisches material nach dem zufallsprinzip und bei bedarf kann man sich ein kind herstellen lassen, das bereits „aus dem gröbsten raus“ ist. da die große mutter sich einmal im monat selbst reproduziert, gibt es an jeder häuserecke eine, und falls mal eine defekt ist, geht man einfach zur nächsten. sollten einmal zu wenig leute lust haben, kinder zu begleiten („groß ziehen“ würden die erdlinge sagen, „bekleiden“ die sachsen und thüringer), tritt ein planetares notfallprogramm in kraft, um die alterssicherung zu gewährleisten. ein weiterer zufallsgenerator, genannt „der große storch“ nimmt seinen dienst auf und wählt nach einem chaotisch geprägten, aber doch einigermaßen ungerechten prinzip (damit die anderen auch mal was zu lachen haben) omos aus, die von gelbschimmernden flimmlingen überredet werden, doch drollige kinder zu begleiten, die ja sowiesoschon aus dem gröbsten raus sind und es ginge doch um die zukunft aller und wir hätten den planeten ja auch nur von unseren kindern geerbt und man müsse auch mal an die nachwuchsförderung und die bildung denken und…. da kein meiplennetarier so ein idiotisches, dummdreistes geplappere lange aushält, willigt er i.d.R. nach einigen minuten augenrollend ein: „gib schon her, ich mach’s ja. aber halt bitte endlich die klappe, nahdien“. nahdien ist ein schimpfwort für gelbschimmernde flimmlinge. kaum einer mag sie (aber sie merken es nicht)…

ruft man laut aus „ICH HABE EINE NATTER AN MEINEM BUSEN GENÄHRT“, so zischen sie manchmal ab. zzschschshcsssssssssspssssssss.

machen die kinder probleme (ist ja fast vorprogrammiert bei diesen voraussetzungen), schimpfen wir aber nicht auf die dummdreisten flimmlingle, die können nun mal nicht anders und werden daher eher bemitleidet (manche halten sie sich sogar als haustiere) sondern auf den großen, bösen storch und den verdammten zufall… wollen wir unseren kindern verdeutlichen, dass sie einen schweren fehler gemacht haben, sagen wir im ernsten, väterlichen ton: „wenn du das nochmal machst, dann kommst du auf die erde!“ diese drohung kann wunder wirken.

 

3 Kommentare für “MEI PLENNET

  1. Ach herrje… endlich was für mich einen Aspi. Jetzt verstehe ich warum ich als Kind so das „kleine rote Schülerbuch“ liebte. Das der 68-er Bewegung nahestehende Buch verzichtete durchwegs auf Groß- und Kleinschreibung und ermutigte inhaltlich die Leser, soziale Normen infragezustellen und zu durchbrechen.

    Lieber „Ein Fall von mir“ Ich kann Menschen auch die Hand geben. Ich habe es mir antrainiert um nicht so aufzufallen. Aber Berührungen, brrr….. nichts für mich.

  2. 1/2*1/Moin(Ist das Mittag!?!),
    Ich tue jetzt mal was neurotypisches,also umgekehrt reziprok zu meinem Dasein,nämlich kommentieren: saucooler Text!!!
    Endlich mal jemand,der mit Worten umgehen kann,danke!Da soll noch einer sagen,Menschen mit Asperger,oder Asperger mit Mensch,haben/hat keine Phantasie.Aber ich kann das ja nicht beurteilen,denn ich kann Menschen die Hand geben(Also kann ich trotz Diagnose NIEMALS Asperger haben-drollig die Menschen).

    Also weiter so(Mist,klingt nach Schule.Ist“Das Cordon-Bleu muss frittiert werden besser?)!
    Gruß
    Ein Fall von mir

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